Frühförderung
Nicht erst seit Pisa ist klar, dass Frühförderung und Früherziehung in der Schweiz bisher sträflich zu kurz kommen. Die späte Einschulung führt dazu, dass ein Teil der Kinder ihre Lernkarrieren schon mit Defiziten beginnen, die später kaum noch oder nur mit hohem Mitteleinsatz bewältigt werden können.
Prof. Dr. Margrit Stamm von der Universität Fribourg hat im Auftrag der Schweizer Unesco-Kommission eine ausführliche Grundlagenstudie zum Thema „Frühkindliche Bildung in der Schweiz“ vorgelegt, die den Status quo zum Thema Bildung und Betreuung von 0-6 in der Schweiz aufzeigt und Handlungsfelder und Aufgaben definiert, die in Zukunft bearbeitet werden müssen. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Schweiz im internationalen Vergleich bestenfalls mittelmässig dastehe, und ortet beispielsweise folgende Bereiche als Schwächen mit hohem Entwicklungsbedarf, nämlich die internationale Anschlussfähigkeit und die Sicherung der pädagogischen Qualität.
Auch der grosse Widerstand breiter Kreise gegenüber dem Ansinnen, Bildung in der frühen Kindheit zu verankern, stellt eine Hürde dar. Dabei beruht er in erster Linie auf dem Missverständnis, es handle sich bei frühkindlichen Bildungskonzepten einfach um eine Vorverlegung der Schule und nicht die „bewusste Anregung der kindlichen Aneignungstätigkeit durch Erwachsene“. Es gibt unterdessen ungezählte Studien, die den ökonomischen Nutzen der Tagesbetreuung belegen – für die investierenden Gemeinden (in Form von höheren Steuern und geringeren Sozialausgaben), für Frauen (in Form von pekuniär messbarem Know-How-Erhalt), für die Kinder (in Form von besserem Schulerfolg und später besseren Berufschancen), für die Familien (in Form von höheren Einkommen).
Das Wichtigste ist, dass es zu allererst um ein Recht der Kinder auf umfassende Förderung und Bildung, gemäss ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen geht. Wer an der Tagesbetreuung spart, spart an der Bildung der nächsten Generation und enthält ihr ein fundamentales Recht vor. In der Kinderbetreuung wird die Basis gelegt dafür, wie das Leben gemeistert werden kann. Lernfähigkeit, Sozialverhalten, Problemlösungsverhalten und vieles mehr wird in der frühen Kindheit, aber auch noch im Schulalter eingeübt und vertieft – oder auch nicht. (vpod – bildungspolitik)